Titel

Geschichte unserer Bruderschaft

Vorläufer

Die Anfänge unserer Bruderschaft liegen bereits im Mittelalter. Die Aufgabe lag wohl in ein einer Art Bürgerwehr, die die Bevölkerung vor Überfällen schützen wollte.

Im Oberdollendorfer Amtsbezirk "Löwenburg" sind seit 1451 Kogelschützen (Kogel=Kaputze) verzeichnet  [1]. Für Oberdollendorf selbst werden Schützen erst 1540 erwähnt [2]

Aber es entstanden auch Gemeinschaften mit religiösen und mildtätigen Motiven. In Bonn löste 1473 eine St-Sebastianus-Bruderschaft die Schützengilde ab. [3]

Der erste Nachweis einer St-Sebastianus-Bruderschaft in Oberdollendorf ist die Erwähnung in einer Kirchenvisitation vom 12.8.1550 [4]. "[Pastor Henrich Mull] Zeigt an, das ein broderschadft s. Sebastiani daselfs vunfmal im jair, das ist alle quartertemper und ipso die Sebastiani, gehalden werde; zodem halt man alle sadersdag ein miss, die er lees ..."

In einer weiteren Visitation vom 17.1.1578 wird erwähnt, dass am Sebastianustag Brot an die Armen gespendet wurde [5]. Eine letzte Erwähnung erfolge 1607 durch eine Schenkung.

Im Dreißigjährigen Krieg kam es jedoch zum Niedergang der Bruderschaft. Aber schon elf Jahre nach Ende des Krieges kam es 1659 zur Wiedergründung. Dieses Jahr wird seitdem als unser Gründungsjahr geführt und nicht die ungewissen der Vorgängerbruderschaft.

17. und 18. Jahrhundert

Während andere zu dieser Zeit gegründeten Bruderschaften ausschließlich religiösen Zwecken dienten, war die Ausrichtung der Sankt Sebastianus  Männer-Bruderschaft sowohl religiös als auch weltlich.


Zu den im 17. Jh. festgelegten Aufgaben zählte es, den Patron, den Hl. Sebastian zu ehren, seinen Festtag zu feiern und dem Gottesdienst beizuwohnen. Während der Prozession wurden die Bruderkerze, die Fahnen und die Rohre (feste Kerzen) getragen. Beim Tod eines Mitglieds sorgte die Bruderschaft für ein würdiges Begräbnis sowie für Seelenmessen an Fronleichnam und am Sebastianustag. Dies hat sich bis heute nicht verändert.


Die Verbindung zu einem Wettbewerb  bei einem Vogelschießen ist erst aus dem 18. Jh. bei den Junggesellen überliefert. Am 21.5.1761 wurde demnach auf einen Vogel geschossen, wobei der Pfarrer den Schweif getroffen hatte. Schießort war die oberste Mühle. Ab 1781 durften die Schießwettbewerbe nicht mehr stattfinden.

19. Jahrhundert

Im 19. Jh. wurde alle zwei Jahre zu St.-Laurentius-Kirmes gefeiert. Aus dem Bruderbuch ist überliefert, dass am 5.8.1839 Heinrich Schwarz den Vogel abschoss und König wurde.

1871 konnte sich die Bruderschaft nicht mit dem Präses, dem Oberdollendorfer Pfarrer, auf die Messe einigen. So zog man mit Fahnen und Böllern durch Niederdollendorf nach Königswinter und feierte dort die Messe.


Anfang 20. Jahrhundert

Seit dem 20. Jahrhundert sind die Überlieferungen umfangreicher. 1901 wird ausführlich über ein Schützenfest berichtet. Der Ablauf war wie heute. 1909 wurde das 250 jährige Bestehen gefeiert. Jubiläums-König wurde der Gastwirt Adolf Gratzfeld.

250-Jahrfeier



Zwischen 1909 und 1912 fanden Rekruten-Abschiedsfeiern statt. Während des Ersten Weltkriegs mussten alle Veranstaltungen ausfallen. Von 1919 ist die Weihe zweier neuer Fahnen überliefert.


Auch in den zwanziger Jahren fielen, diesmal aus Geldmangel, viele Veranstaltungen aus. Durch die Junggesellen-Bruderschaft wurde ab 1925 in Oberdollendorf wieder jährlich Kirmes gefeiert. Erst 1927 wurde von der Männer-Bruderschaft ein neuer König ermittelt. Es war Ernst Neunkirchen.


In den dreißiger Jahren gab es in den Bruderschaften zunächst Sympathien mit dem nationalsozialistischen Regime. Dies änderte sich 1935, als versucht wurde, die Junggesellen-Bruderschaft nationalsozialistischen Vereinen gleich zu schalten. Ab 1938 wurden kirchliche Veranstaltungen in der Öffentlichkeit verboten. Somit wurde keine Kirmes mehr veranstaltet. Die Generalversammlungen wurden jedoch bis 1944 weiterhin gemeinsam mit denen der Junggesellen in der Pfarrkirche abgehalten.1945 wurde allerdings nur noch eine Messe zu St. Sebastianus gefeiert.


Zweite Hälfte 20. Jahrhundert

Aber schon am 20.1.1946 feierte man wieder ein Hochamt mit Kaplan Reifferscheidt.

Christi Himmelfahrt 1948 wurde eine Fahnenweihe gefeiert, woran sich eine damals übliche Prozession nach Heisterbach anschloss. Pfingsten 1949 wurde die 290-Jahrfeier wieder mit Königschießen und Festumzug begangen. Am 20.1.1959 fand anlässlich des 300jährigen Bestehens wieder ein Fest zu Pfingsten mit Beiern, Böllerschüssen, Festzügen und Fahnenschwenken statt.

1966 stand ein weiterer Höhepunkt an: 1000 Jahre Oberdollendorf,

Seit 1971 wird der Sebastianustag nicht mehr auf dem 20. Januar selbst, sondern am darauf folgenden Samstag gefeiert. In diesem Jahr wurde Agnes Blöser als erste Frau Ehrenmitglied der Bruderschaft.

1982 erhielt die Bruderschaft eine neue Fahne. Sie wurde durch Bischof Dr. Plöger geweiht.

Das 325-jährige Bestehen feierte die Männerbruderschaft 1984 mit einem Festakt in der Grundschule Auf dem Schnitzenbusch.

1992 wurden der St.-Sebastinus-Platz und das Heiligenhäuschen eingeweiht. Sehr viele Handwerker unseres Dorfes leisteten hierzu ihren Beitrag. Die Weihe erfolgte durch unseren Präses Pfarrer Georg Kalckert und Kaplan Markus Hoitz.

1994 wurden bei der Pfingstkirmes Karl-Heinz und Christel Bürder neues Königspaar.

1993 trat nach 21 Jahren Hermann Hoitz als Präsident zurück. Sein Amt übernahm unser jetziger Ehrenpräsident Ulrich Maiwald.

1998 erhielt die Männerbruderschaft eine neue Fahne. Sie wurde von Isabella Hannig entworfen.

1999 durften wir wieder die Pfingskirmes zu unserem 340-jährigen Bestehen feiern. Karl Schmitz konnte als neuer König auf den Schultern getragen werden, seine Frau Traudel wurde Königin.

2000 gab es endlich mal wieder eine Kabbelei zwischen Wigge und Küze: Nachdem Oberdollendorfer eine falsche Pressemitteilung über die Jaasse Kirmes machten, verplompten Niederdollendorfer unser Festzelt.


21. Jahrhundert

2003 war ein nicht so schönes Jahr für die Bruderschaft. Dir Mitgliederzahl sank auf 572 und aus dem Pfarrheim wurden Schärpen gestohlen.

2004 ein neuer Höhepunkt. Die traditionell alle fünf Jahre stattfindende Pfingstkirmes konnte gefeiert werden. Leo Büchel schoss den Vogel "Sebastian" ab. Er und seine Frau Margret waren bis zur nächsten Pfingstkirmes das Königspaar.

2007 stiftete Josef Blöser der Männerbruderschaft eine neue Fahne. Sie wurde von unserem Präses Pfarrer Georg Kalckert geweiht.

2008 wurde Ulrich Oligschläger neuer Pfarrer an St. Laurentius und damit auch neuer Präses der Bruderschaft.

2009 - ein ganz besonderes Jahr! Seit mittlerweile 350 Jahren bestehen unsere und die Junggesellenbruderschaft. Das musste mit einem besonderen Fest begangen werden!

Auftakt war der Festkommers im Festzelt mit Grußworten der jeweiligen Päsidenten Ulrich Maiwald und Roman Schmitz, des Bürgermeisters Peter Wirz und Pastor Franz Düren als Vertreter unseres verhinderten Präses Oligschläger. Abschluss des Freitagabends war der Große Zapfenstreich unter der Leiung des Tambourcorps Grün-Weiß Oberkassel und dem Musikverein Neuenkleusheim aus Olpe.

Samstag ist der Tag des Festzuges. Diesesmal verstärkt durch die befreundeten Bruderschaften aus Oberkassel, Niederdollendorf und Königswinter sowie der St. Hubertus-Schützengesellschaft. Der Tag setzte sich in der Parade am Sebastianusplatz und mit dem sich anschießendem Hochamt in unserer Pfarrkirche fort. Der Tag klang bei Tanz und Geselligkeit im Festzelt aus.

Der Pfingstsonntag beginnt im Oberdollendorfer Norden. Hier, in der Flur Römlinghoven, steht die Filialkirche Heilig-Geist, deren Patronatstag gefeiert wird. Nach dem Festgottesdienst und der Prozession wird zu Ehren der Römlinghovener Bevölkerung die Fahne geschwenkt. Am Nachmittag gebührte wieder der Oberdollendorfer Bevölkerung die Ehre. Hier wurde erneut die Fahne geschwenkt und die Parade abgehalten. Anschließend fand im Festzelt der Königsball statt.

Auch der Montag wurde mit einer Messe begonnen. Anschließend wurde am Gut Sülz der neue König ausgeschossen. Zum Schluss waren noch zwei Königsanwärter übrig. Thomas Hartmann gewann und wurde unser neuer König, seine Frau Anja Königin.

Nach nur kurzer Vakanz übernahm 2010 Dariusz Głowacki die Pfarrstelle des Seelsorgebereichs und wurde damit neuer Präses unserer Bruderschaft.

2012 trat unser Präsident Ulrich Maiwald nach 19-jähriger Tätigkeit zurück. Sein Nachfolger wurde Dirk Wenzel. Er war 2001 König bei der Junggesellenbruderschaft. Neuer Vizepräsident wurde unser amtierender König Thomas Hartmann. In diesem Jahr veranstaltete die Männerbruderschaft erstmalig eine Maiandacht und ein Erntedankfest auf dem Weinberg. Die positive Resonanz der Bevölkerung gab diesen Vorhaben Recht. Wir werden das 2013 wiederholen.

Die Verdienste Ulrich Maiwalds veranlassten den Vorstand, ihm 2013 die Ehrenpräsidentschaft zu verleihen.

2014 war wieder die große Pfingskirmes. Sie wurde mit Hochamt und anschließendem Großen Zapfenstreich eröffnet. Viele Umzüge lockten die Bevölkerung an. Als Höhepunkt erlangte Rolf Beitzel die Königswürde mit dem 256. Schuss auf den Vogel, der von unserem Jubelkönigspaar Käthe und Peter Kolf gestiftet wurde.

Feste Bestandteile des Jahres sind inzwischen die Maiandacht und die Erntedankmesse in den Oberdollendorfer Weinbergen geworden, bei dem sich große Teile der Bevölkerung zum gemeinsamen Gottesdienst und Feiern trifft. Werfen Sie einen Blick auf unseren Terminkalender!

Schauen Sie sich das Ganze doch einmal aus der Nähe an! Vielleicht haben sie ja Geschmack bekommen und möchten bei uns Mitglied werden?


  1. J.J. Brungs: Die Stadt Honnef und ihre Geschichte, S. 131, Bad Honnef 1925
  2. F. Schmitz, Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins Bd.2, s 591,599, Bonn 1908
  3. H.C. Maaßen, Geschichte des Dekanates Bonn, Köln 1894, S.185f
  4. O. Redlich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausganges des Mittelalters und in der Reformationszeit, S 170 ff, Bonn 1915
  5. O.Redlich, ebd, S.172


Viele historischen Bilder und Dokumente zu den St. Sebastianus-Bruderschaften und zur Katholischen Kirchengemeinde finden Sie auch im Virtuellen Brückenhofmuseum.